Warum es sich lohnt, der Angst zu begegnen
Neulich an meinem Geburtstag machte ich eine beeindruckende Skitour und lernte dabei: meiner Angst begegnen.
Kurz vor dem Erreichen des Tagesziels hatte ich die Wahl zwischen einem Steilhang, der mich schneller nach oben bringt, und einem Ausweichpfad, der sich langsam daran vorbei zog. Meine Mutter nahm die einfache, sichere Route und forderte mich auf, das auch lieber zu tun. Mein Freund nahm den Steilhang und war nach zwei Minuten oben.
Die Entscheidung
Ich stand also vor der Entscheidung. Ich habe Angst vor Steilhängen. Aber ich sah auch, dass es jemand vor mir geschafft hat.
Ich hörte in mich hinein und da war sie, meine Abenteurerin: „Wir gehen nicht den leichten Weg – haben wir sonst auch noch nie gemacht.“
Der Impuls war glasklar. Ich stieg in den Steilhang. Nach einigen Metern griffen meine Stöcke nicht mehr im gefrorenen Schnee und ich rutschte einige Male mit den Skiern zurück.
Dann passierte es.
Mein Körper erstarrte
Ich lehnte mich an den Berg und rutschte dadurch weiter. Ich fing an, zu hyperventilieren. Ich stellte meine Skier quer und fühlte mich gefangen. Ich konnte nicht mehr zurück.
Verzweiflung. Atemnot. Versagensangst. Todesangst.
Angst akzeptieren
Dann akzeptierte ich sie – meine Angst. Ich hieß sie willkommen und bewunderte sie. Was sie mit meinem Körper machte. Wie sie meine Gedanken beherrschte. Es war brilliant, wie sie mich vollkommen im Griff hatte.
Ich nahm ihre Hand und beschloss innerlich: „Komm, wir gehen jetzt gemeinsam.“
Ich legte meine Steighilfen um, stellte den Ski wieder gegen den Berg und machte entschlossen einen festen großen Schritt nach dem anderen.
Die Angst war noch immer überall in mir. Aber es funktionierte. Wir gingen gemeinsam. Schritt für Schritt. Ca. 100m nach oben.
Wann immer ich ausrutschte, hörte ich ihr kurz zu: „Wir werden sterben – abstürzen! Du stirbst an deinem Geburtstag!“
Und innerlich sagte ich zu ihr: „Ich höre dich. Lass uns weitergehen.“
Irgendwann war ich dann oben. Wieder in Sicherheit. Noch immer außer Atem. Erfüllt von Spannung und Adrenalin. Ich atmete weiter. Und dann:
Entspannung. Freude. Unglaublicher Stolz.
Was für eine Erfahrung!
So mächtig. So eindrucksvoll. Ich fühlte mich so lebendig. Dankbar für diese Erfahrung.
Ich hatte meine Angst gespürt und angenommen. Dadurch hörte sie auf, mich zu kontrollieren und wir gingen gemeinsam weiter. Ich habe nicht gegen sie gekämpft. Ich blieb einfach bei ihr.
Das werde ich niemals vergessen.
In meinen nächsten Blogbeitrag stelle ich dir 5 Schritte vor, die du für dich ableiten kannst und selbst im Umgang mit deiner Angst ausprobieren kannst.