Die Quelle unserer Motivation und warum Sie manchmal zuviel des Guten tut…
Hast Du Dich schon einmal gefragt, woher Deine Motivation kommt? Was Dich im Leben antreibt und daher manchmal auch stresst?
Aus der Transaktionsanalyse stammt ein Konzept über unsere inneren Steuerungsmuster: Die „Inneren Antreiber“.
Als Kinder lernen wir, welches Verhalten uns die Zuwendung und den Zuspruch unserer Bezugspersonen einbringt und speichern es als Erfolgsstrategie ab. Ob wir wollen oder nicht, diese wenden wir weiterhin in den unterschiedlichsten Situationen des Lebens automatisch an. Wir stellen sie niemals in Frage. Sie werden zu einem unbewussten Bestandteil unserer Persönlichkeit.
Sie sorgen für unseren Erfolg, unseren „Antrieb“, unsere Motivation – und manchmal leider auch zu Stress und Blockaden.
Der amerikanische Transaktionsanalytiker Taibi Kahler definierte fünf Antreiber, die als typisch für die Selbststeuerung von Menschen gelten:
Sei stark!
Wenn er bei Dir stark ausgeprägt ist, bist Du jemand, der sich ungern Schwächen eingesteht geschweige denn sie gar zeigt. Du kannst Dich zusammenreißen und die Stärke aufbringen, wenn andere längst unter der Last zusammenbrechen würden. Du verlässt Dich ungern auf andere und lässt nur wenige Menschen näher an Dich ran. Du bist überzeugt davon, dass Du im Leben alles schaffen kannst. Er schenkt Dir viel Kraft und Vorsicht.
Dass Du stets auf alles vorbereitet bist, erzeugt sehr viel Spannung in Deinem Körper. Du hörst auch nicht sehr gerne auf ihn, unterdrückst oder ignorierst seine Signale und gibst ihm selten die Ruhe, die er einfordert. Anstatt um Hilfe zu bitten, erledigst Du in Deinem Leben so gut wie alles selbst. Du verzichtest damit auf Unterstützung, die Dir andere gerne geben würden und verschwendest Energie mit Dingen, die andere besser oder schneller könnten, oder lieber machen als Du.
Sei perfekt!
Mit diesem Antreiber gehörst Du zu den klassischen Perfektionisten. Lieber investierst Du mehr Zeit als notwendig, als dass Du riskierst, etwas Fehlerhaftes oder nicht ganz Fertiges abzuliefern. Du machst Deine Sache gründlich und findest selbst nach Vollendung einer Tätigkeit oder Sache noch etwas, dass Du noch besser machen hättest können. Du bist gern der oder die Beste in dem, was Du tust, ein zweiter Platz ist wenig zufriedenstellend für Dich.
Du bist stets auf der Hut vor Fehlern und hörst auch in einem Lob nur die kleinste Kritik heraus. Du bist nicht nur Dein eigener größter Kritiker, Du neigst auch dazu, das für andere zu tun. Anstatt Dich über Deine Leistungen zu freuen, versuchst Du ständig, alle Fehler ernst zu nehmen und noch besser zu werden – für wen eigentlich?
Mach es allen recht!
Als Harmoniesüchtige/r hältst Du es kaum aus, wenn es Missstimmungen im Team oder unter Deinen Kollegen gibt. Du vermittelst gerne und versucht, stets die beste Lösung für alle Beteiligten zu suchen. Dir fällt es sehr schwer, ‚Nein‘ zu sagen. Du bist sensibel, eine gute Zuhörerin/ein guter Zuhörer und Du achtest auf das Wohlbefinden Deiner Mitmenschen. In Deiner Alltagssprache verwendest Du viele Weichmacher wie (wir könnten, wir sollten, vielleicht) und stellst viel mehr Fragen, als Du Anweisungen gibst.
Der/die einzige, den Du manchmal auf der Strecke lässt, bist Du selbst. Aber Du machst es ja gerne. Du nimmst andere wichtiger als Dich selbst. Du neigst dazu, Dir viel mehr Leidensfähigkeit oder Bescheidenheit zuzumuten als allen anderen. Im Versuch, allen möglichst viele Gefallen zu tun, zerreißt es Dich eher, bevor Du Deine eigenen Bedürfnisse an die erste Stelle reihst.
Beeil Dich!
Für Dich gibt es keinen Stillstand, Du strebst immer vorwärts und hast ständig etwas zu tun. Mit diesem Antreiber bist ein Multi-Tasking-Talent und stets leistungsbereit. Auch in Deiner Freizeit bist Du immer auf Achse. Faulenzen auf der Couch ist für Dich eher Folter als Erholung, falls Du überhaupt weißt, wie sich das anfühlt. Auf jeden Fall möchtest Du Deine Zeit im Leben voll nutzen und nichts verpassen. Entscheidungen zu treffen, fällt Dir leicht und Du organisierst Dich stets effizient.
Irgendwie fehlt Dir ständig die Zeit für Dich und Deine Lieben. Du hast das Gefühl, dass die Zeit um Dich herum viel zu schnell vergeht und Du niemals mit allem fertig wirst, was Du gerne möchtest. Du unterbrichst Leute, die in einer Unterhaltung nicht auf den Punkt kommen können und bist ungeduldig und zappelig. Du sprichst selbst sehr schnell und empfindest Sprechpausen als unangenehm. Entspannung ist für Dich kaum möglich und vielleicht gar nicht erstrebenswert.
Streng Dich an!
Du bist ausgesprochen beharrlich, ausdauernd und leidensfähig, wenn dieser Antreiber bei Dir stark ausgeprägt ist. Du siehst das Leben als ständige Herausforderung und ständigen Kampf. Dinge, die sich leicht erreichen lassen, sind für Dich nichts wert und kaum interessant. Deine Erfolge erarbeitest Du Dir hart und wenn Du etwas beginnst, dann ziehst Du es auch durch.
Es käme Dir nie in den Sinn, dass etwas auch leicht gehen könnte; dass Dir auch Gutes widerfahren könnte, ohne dass Du Dich vorher anstrengst und quälst. „Leicht“ und „locker“ sind Begriffe, die Du nicht verwendest und Dir auch gar nicht vorstellen kannst. Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich gehören für Dich zum Leben und lockernde Massagen gönnst Du Dir selten bis gar nicht.
Hast Du Deine(n) vorherrschenden Antreiber schon gefunden?
Dir wird aufgefallen sein, dass diese Antreiber viele Stärken in Dir hervorgebracht haben, auf die Du stolz bist. Du hast in Deinem Leben viel durch sie erreicht und geschafft. Wenn sie allerdings die Zügel in der Hand haben und Dein Handeln beherrschen, können sie eine Menge Stress verursachen, den Du Dir ersparen könntest.
Bei der Arbeit mit den Inneren Antreibern geht es also darum, sie keineswegs zu verbannen oder zu unterdrücken, sondern sie bewusst zu leben und in Situationen, in denen sie Dich stressen oder blockieren, eine andere Handlungsstrategie wählen zu können.
Stell Dir folgende Fragen, um die „Macht“ Deiner Antreiber über Dich genauer zu hinterfragen:
- In welchen Situationen ist welcher Deiner Antreiber am aktivsten? Welches sind Reize, die ihn unmittelbar anspringen lassen?
- Die Antreiber stammen aus Deiner Kindheit – inwiefern und in welchem Umfang sind sie heute noch notwendig in Deinem Leben?
- Was würde passieren, wenn Du die Deinen Inneren Antreiber immer und ganz die Zügel überlassen würdest?
- Was würde passieren, wenn Du Deinen Inneren Antreiber ganz aus deinem Leben streichen würdest?
- In welchen Situationen würdest Du Deinen Antreiber gerne die Macht entziehen und eine andere Handlungsstrategie wählen können?
Ziel eines Coachings zu Deinen Antreibern könnte es sein, bewusster mit Deinen Antreibern zu leben und freier entscheiden zu können, wie Du mit verschiedenen Situationen umgehst, bevor der Autopilot erneut zuverlässig wie eh und je anspringt.