Genug ist genug – wenn alles zu viel wird
Kennst du das Gefühl, wenn deine Emotionen direkt unter deinem Hals nach oben drängen? Wenn dir alles zu viel wird. Ein Tropfen mehr und du brichst zusammen.
Es fasziniert mich immer wieder, wie Menschen aushalten, was sie aushalten.
Viele hängen in belastenden und energieraubenden Lebenssituationen oder sie gingen durch traumatische Erfahrungen, Schicksalsschläge und Krisen hindurch, die mir alle Lebenskraft genommen hätten.
Dann sitzt einer von ihnen in einem Beratungsgespräch vor mir und hängt an seinem letzten bisschen Lebenskraft.
Sein Anliegen: eine Entscheidung treffen, mehr Klarheit für ihre nächsten Schritte, eine Strategie für den Konflikt, in dem er sich befindet.
Und wenn ich dann ausdrücke, was ich wahrnehme, dann darf er endlich einmal zusammenbrechen. Ich ehre die unglaubliche Last, die er bis jetzt ertragen hat.
Ich sehe und erkenne den Schmerz, den er ausgehalten hat und immer noch aushält.
Und das ist was Gutes? Ja.
Es ist, als könnte dieser Mensch nach langem einmal wieder Luft schnappen und das bisschen Leben, dass er in sich zusammenhält, darf einmal wieder ins Fließen kommen.
Meistens mit Tränen, oft mit Schluchzen. Immer mit Erleichterung.
Dann kommt die Kraft zurück.
Mein Appell an diese „WIR-FUNKTIONIEREN-SCHON“-Gesellschaft:
Lasst uns aufhören, so zu tun, als hätten wir es alle voll drauf.
Lasst uns aufhören, unsere heile Welt nach außen zu zeigen, auch wenn wir innerlich am Ende sind.
Lasst uns zugeben, dass wir alle manchmal zusammenbrechen möchten.
Dass wir es gerade nicht mehr aushalten.
Lasst uns unsere Last und unseren Schmerz zeigen.
Lasst uns gemeinsam ehrlich leiden und miteinander fühlen.
Das ist Freiheit! Das ist Menschsein! Das ist Authentizität!
Es kostet viel zu viel Energie, so zu tun als ob, die perfekte Maske, die „ich schaff das schon“-Scheiße. Wir brauchen die Energie für das Menschsein – mit all den Höhen und Tiefen, die es mit sich bringt.
Wir brauchen die Kraft, um einander wieder auf die Beine zu helfen.